Preisentwicklungsstudie
für Märklin H0-Artikel
Entstehungsgeschichte:
In Modellbahnerkreisen und
in vielen Internet-Foren entflammt immer wieder die Diskussion,
Modellbahnartikel würden von Jahr zu Jahr immer teurer werden und seien Heute
wesentlich teurer als Früher.
Bei der Teuerung wird dabei nicht die inflationäre Preisentwicklung gemeint,
sondern es handelt sich um eine „gefühlte“ Teuerung.
Da auch ich dieser Annahme verfallen war, wollte ich das genau wissen und bin
der Sache auf den Grund gegangen. Daraus ergaben sich folgende Fragen, die ich
zu klären versuche:
·
Werden
die Lokomotiven wirklich jedes Jahr Unverhältnismäßig teurer?
·
Wie kann
man das nachweisen?
·
Geht das
überhaupt, wo doch die Modelle von Heute einen deutlichen Mehrwert gegenüber den
Vorgängermodellen von vor vielen Jahren haben?
Dies wollte ich zunächst nur für mich persönlich beantworten und habe angefangen
nachzurechnen.
Zunächst gilt es zu klären. wie zu beurteilen ist, ob eine unverbindliche
Preisempfehlung (UVP) die vor Jahrzehnten erhoben wurde, als teuer oder günstig
einzustufen ist.
Dazu habe ich mich entschlossen, die UVP dem Bruttoeinkommen gegenüber zu
stellen.
Daraus ergibt sich folgendes Szenario: Wie viel Prozent vom Bruttoeinkommen
musste Damals für die UVP aufgebracht werden und wie viel ist Prozent sind das
Heute.
Natürlich ließe sich eine Beurteilung rechnerisch auch anders vergleichen. Mir
erschien dies jedoch am zugänglichsten, denn hier kann mit „vorstellbaren“
Zahlen und Größen gearbeitet werden. Ferner ist diese Vergleichsrechnung für
Dritte jederzeit und einfach nachvollziehbar.
Um die Preise vergleichen zu können habe ich folgende Daten über den gesamten
Vergleichszeitraum recherchiert:
1.
Inflationsrate
Quelle: Statistisches Bundesamt (http://www.destatis.de)
2.
Bruttoeinkommensentwicklung
Quelle: IG Metall (http://www.igmetall.de)
3.
Mehrwertsteuer Erhebungen
Quelle: MittelstandsWiki
(http://www.mittelstandswiki.de)
4.
UVP des
zu vergleichenden Artikel Quelle: Hersteller-UVP-Preislisten,
bzw. Produkt-Datenbank
Erster Vergleich:
Alte
Preislisten zu bekommen war nicht schwierig. Somit kann feststellt werden,
welche UVP z.B. eine BR V200 aus dem Jahr 1970 hatte. Die heutige UVP wird dem
aktuellen Katalog oder beim Hersteller im Internet der
Produkt-Datenbank
entnommen.
Die BR V200 kostete 1970 Euro 24,54. 2009 beträgt der Preis Euro 389,95. Ist das
jetzt teurer als damals?
Rechnen
wir nach, wie viel Prozent vom Bruttoeinkommen (aus Beispielrechnung) beträgt
der UVP-Preis der BR V200 im Jahr 1970 und 2009. Ergebnis: 1970 sind es 4,3% und
2009 13%.
OOOPS!
Hat das „Gefühl“ wohl doch recht?
Gegenrechnung: Rechnet man Euro 24,54 von 1970 nur mit der Inflation, höherer
MwSt und einer geschätzten Herstellermehraufwand von 1,2% pa, dann dürfte das
Modell 2009 Euro 130,11 kosten.
Na so
was. Die Lokomotive wird allerdings für deutlich mehr Geld feil geboten.
Die
Mehrkosten müssen irgendwo herkommen. Folglich habe ich die beiden Modelle
verglichen.
Die BR
V200 von 1970 hat einen 3-pol-Motor, einen mechanischen
Fahrtrichtungsumschalter, keinen Sound und eine schlichte Detaillierung.
Das
Modell von 2009 weißt einen Hochleistungsmotor, mfx-Decoder, viele
Soundfunktionen und eine bessere Detaillierung auf.
AHA! Also
habe ich versucht Mehrwertigkeit verschiedener Modelle zu vergleichen und die
preislichen Unterschiede prozentual darzustellen.
Und siehe
da, unter Berücksichtigung der Mehrwertigkeit entsteht schon ein völlig anderer
Preis.
Weitere Vergleiche:
BR 24: UVP 1970: 21,47 EUR = 3,8 % UVP 2009: 139,95 EUR = 4,7 % (mit Digitaldec.)
Schiebebühne: UVP 1979: 94,59 EUR = 8,7 % UVP 2009: 249,95 EUR = 8,3 %
Kranwagen: UVP 1970: 3,90
EUR = 1,2%
UVP 2009: 42,90 EUR = 1,4%
es geht
aber auch anders und zwar ziemlich teuer:
Schienenbus: UVP 1970: 23,01 EUR = 4,0% UVP 2009: 379,95 EUR = 12,7 %
Hierbei
ist der hohe Preis auch nicht durch den Mehrwert von mfx-Decoder,
Betriebsgeräusche, SDS-Motor und hoher Detaillierung zu entschuldigen. Dieses
Modell ist in der Tat sehr viel teurer geworden.
Aus
diesen Überlegungen heraus ist nun diese Tabellenkalkulation entstanden.
Preise von 20 Produkten aus dem H0 Programm habe ich zusammen getragen. Dabei
bilde ich einen Querschnitt aus allen Breichen des Programms ab: Lokomotiven,
Gleise, Wagen und Zubehör.
Mein
persönliches Fazit nach den aufwendigen Recherchen und Berechnungen:
Die Modellbahnartikel sind heute meist nicht Überteuert!
Das bezieht sich nicht nur auf die Produkte des hier herangezogenen
Herstellers, sondern auch auf die Wettbewerber der Branche.
Preisvergleich
einmal anders:
Bei dieser Preisentwicklungsstudie beobachte ich
nicht den reinen Kaufpreis eines Produktes, sondern ich setzte den Kaufpreis in
direkten Vergleich mit dem jeweiligen Bruttoeinkommen des Kaufjahres.
Daraus folgt:
Wie viel Prozent vom Einkommen kostet ein Produkt
Heute und viel Prozent entspricht das z.B. 1970.
Funktionsbeschreibung:
Tabellenblatt
Inflation
Recherchiert habe ich die Inflationsrate ab 1951.
Tabellenblatt
Einkommensentwicklung
Brutto-Einkommensentwicklung aus dem IG Metall
Tarifgebiet Nord-Württemberg / Nord-Baden seit 1956.
Dieses Tarifeinkommensstruktur habe ich gewählt, da
sich sehr viele Einkommen von abhängig Beschäftigten in dieser Region sich an
diesem Tarif orientieren. Ferner konnte ich die Veränderungen der Einkommen
lückenlos recherchieren.
Tabellenblatt
Mehrwertsteuer
Hier ist die erhobene Mehrwertsteuer seit 1968
gelistet. In den Jahren 1949 bis 1967 wurde keine Steuer erhoben.
Tabellenblatt
Preisentwicklung
In der Tabelle
Artikelliste sind 20 Märklin Artikel aus dem H0-Programm mit der unverbindlichen
Preisempfehlung ab 1970 bis Heute gelistet.
Lücken in der Tabelle sind vorhanden, da einige
Artikel nicht durchgehend produziert wurden. Ferner fehlen mir z.Zt. noch aus
neun Jahren die Preise. Die Preise können im
Diagrammblatt
Diagramm Real
dargestellt werden.
In der Tabelle
Prozentuale Entwicklung ist der prozentuelle Arbeitswert der Artikelpreise
dargestellt.
Beispiel: Die BR V200 (ANR: 3021) kostete 1970 Euro
24,54. Für dieses Jahr wurde ein Bruttoeinkommen von Euro 571,24 bei einem
Ausgangseinkommen von Euro 3000,00 im Jahr 2009 errechnet. Der Kaufpreis der
Diesellokomotive entspricht somit 4,3 % vom Einkommen.
Die prozentuale Veränderungen können im
Diagrammblatt
Diagramm Prozentual
dargestellt werden.
Ausgangspreis: [Eingabefeld]
Hier
wird der zu berechnende Ausgangspreis eingetragen.
Ergebnis:
Das Ergebnis der manuellen Berechnung wird den Zeilen
unter dem Ausgangspreis dargestellt.
Startjahr:
[Eingabe mit Schieberegler]
Eingabe durch Schieberegler: Möglich sind: 1970 bis zum vergangenen Jahr.
Das Startjahr markiert das Jahr ab wann die
Berechnung beginnen soll.
Zeitraum:
Zeigt die Anzahl der Jahre von Beginn bis heute.
Manufaktur: [Eingabe mit Schieberegler]
Auswahl erfolgt durch Schieberegler. Möglicher Bereich: 0,00 % bis 2,00 %
Jeder Hersteller hat gewisse Mehrkosten pro Jahr, die
dem Produkt aufgeschlagen werden. Unabhängig von der Inflation. Diese setzten
sich zusammen aus erhöhte Rohstoffpreise, Betriebskosten, Umweltkosten, Kosten
für Zertifikate und so weiter, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem
Produkt stehen, jedoch auf den Verkaufpreis umgelegt werden.
Extras: [Eingabe durch anklicken]
Auswahl durch Klick auf Kästchen. Den prozentuale Mehrwert habe ich grob ermittelt und kann geändert
werden.
Artikel aus früheren Zeiten, insbesondere
Lokomotiven, waren wesentlich einfach konstruiert als heutige Produkte. Die
Lokomotiven hatten früher meist einen einfachen 3-poligen Motor, keine
Soundfunktionen und auch die Detaillierung war früher wesentlich einfacher
gehalten.
Alle diese Aspekte können Einzeln ausgewählt werden.
Bruttoeinkommen: [Eingabe mit Schieberegler]
Auswahl erfolgt durch Schieberegler. Möglicher Bereich: 1000 bis 5000 Euro
Das heutige Bruttoeinkommen wird als Monatseinkommen dargestellt. Der eingestellte Wert wird links neben dem Schieberegler dargestellt und in die Tabelle Einkommensentwicklung eingetragen. Das zurückgerechnete Einkommen für das Startjahr wird darunter dargestellt.
Manuelle Preisstudie:
Eine manuelle Preisstudie wird im oberen Bereich des
Tabellenblatt Preisentwicklung
ermöglicht.
Die Bedienung erfolgt im Wesentlichen mit Hilfe der
Schieberegler.
Hier kann ein Preis aus dem Jahr X eingegeben werden.
Der heutige Preis wird in der darunter liegenden Zelle dargestellt.
Der heutige Preis wird berechnet aus der
Inflationsrate des entsprechenden Zeitraumes, der Mehrwertsteuer, den
Manufakturkosten und den gewünschten Extras, bzw. der Produktaufwertung durch
höherwertigere Komponenten wie Digitaldecoder, Sounds, Motoren und
Detaillierung.
Rechts neben dem eingegebenen Preis wird der
prozentuale Wert des gewählten Jahr angezeigt.
Somit lässt sich nun, wie ich meine sehr effizient und direkt feststellen, ob ein Produkt tatsächlich teurer geworden ist oder ob es nur eine „gefühlte“ Teuerung ist.
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letzte Änderung: Dezember 2009
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